Brillen der 60er Jahre

NEOSTYLE, PERSOL RATTI, RAY-BAN

In den 60er Jahren standen zunächst die Funktionalität und die Zweckmäßigkeit der Brille im Vordergrund. Einzelne Hersteller wie Neostyle, Persol oder Ray-Ban fertigten teilweise in Handarbeit enorm stabile Brillen und Sonnenbrillen, die einzig und allein dem Schutz des Auges dienten. Diese Brillen zeichneten sich durch eine solide Verarbeitung und hohe Qualität der Materialien aus.

Die Brillengeschichte der 60er Jahre muss aber aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden, denn in diesem Jahrzehnt entwickelte sich eine regelrechte Brillenindustrie sowie eine erste Brillenmode. Zudem spielten die gesellschaftlichen Umstände, gerade einmal 15 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges, eine große Rolle.

Ray Ban Wayfarer

60er Sonnenbrillen „Made in USA“

Auf der einen Seite gab es die amerikanischen Hersteller wie Bausch & Lomb (B&L) und American Optical (AO), die hauptsächlich Sonnenbrillen entsprechend der militärischen Bedürfnisse entwickelten und – finanziert durch das US Militär – viel Geld in die Entwicklung von Sonnengläsern steckten. Ein gutes Beispiel dafür sind die RayBan-Pilotenbrillen.

Diese Sonnenbrillen waren nicht für die breite Masse gemacht und auch die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen stand nicht primär im Vordergrund, was sich Anfang der 60er Jahre jedoch zunehmend änderte. Damals wurde die Brille zu einem Mode-Accessoire.

Die 60er mit Stars wie Marilyn Monroe und Elvis Presley, Filme wie „Breakfast at Tiffany’s“, „Easy Rider“ oder „The Thomas Crown Affair“ sorgten für ein neues Lebensgefühl und für einen anderes Bewusstsein für die eigene Individualität. Sonnenbrillen waren dabei ein Ausdruck dieser neuen Individualität. Selbst der damalige US Präsident John F. Kennedy verkörperte diesen Lifestyle und trug häufig bei öffentlichen Anlässen eine Ray-Ban Sonnenbrille.

 

Europäisches Brillendesign mit einem ganz neuen Material: Optyl

Auf der anderen Seite gab es die europäischen Brillenhersteller, auf welche sich die gesellschaftlichen Veränderungen der 60er Jahre noch stärker auswirkten, was wiederum zu einer wahren Brillenindustrie führte. Die deutschen Brillenfirmen wie Metzler, Menrad, Rodenstock und Neostyle produzierten Brillen und Sonnenbrillen für die Ewigkeit. Gemacht für’s Volk und unterstützt von den Krankenkassen; die sogenannte Kassenbrillen.

Seiner Zeit voraus forschte Wilhelm Anger mit seiner Firma Optyl zu diesem Zeitpunkt bereits an einem Brillenmaterial, welches wesentlich mehr Gestaltungsspielraum im Brillendesign ermöglichen sollte, um somit Funktionalität mit modischen Aspekten vielfältigen kombinieren zu können. Zudem sollte die Brillenproduktion wesentlich effizienter gestaltet werden, um Modebrillen als Massenprodukt fertigen zu können. Um dieses Material zu finden, beschäftigte Anger ab 1964 ein ganzes Team von Chemikern, welche nach vier Jahren Forschung eine Epoxidharz-Kombination entwickelten, welche sich als revolutionär herausstellen sollte und als Wortmarke „Optyl“ in die Brillengeschichte einging.

1968 wurde der Brillenwerkstoff „Optyl“ erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und veränderte die Brillenproduktion fortan in einem unvorstellbaren Maße. Plötzlich war kein Plattenmaterial mehr notwendig, um eine Brille in vielen einzelnen Arbeitsschritten herzustellen, sondern nur noch einer: Das Optyl-Material konnte beliebig oft in eine einmal gefertigte Form gespritzt werden.

Diese Möglichkeit der Vervielfältigung katapultierte die Jahresproduktion von Optyl im Jahre 1968 auf acht Mio. Stück (zuvor waren es ein paar Hunderttausend). Zudem war Optyl leichter, robuster und beständiger als jedes andere Brillenmaterial, sodass die Entwicklungskosten von umgerechnet 18 Mio. Euro sich schnell amortisierten.  Wilhelm Anger avancierte zum Großindustriellen und kaufte in den Folgejahren zahlreiche Designer-Lizenzen, um auch dem Normalverbraucher den Kauf einer Markensonnenbrille zu ermöglichen. Bereits 1968 erwarb Optyl die Christian Dior Brillenlizenz vom amerikanischen Brillenhersteller Tura und machte Dior-Brillen durch die neuen Möglichkeiten, welche das Optyl-Material bot, zum Marktführer in der Optik.

Neben den Brillenproduzenten, die sich hauptsächlich auf Brillen und Sonnenbrillen für die Optiker-Branche und deren Bedürfnisse konzentrierten, gab es aber auch schon in den 60er Jahren Brillendesigner, die komplett unabhängig vom Mainstream mit ihren Kreationen erfolgreich waren. Dazu gehören beispielsweise die alten Designersonnenbrillen von Oliver Goldsmith oder Pierre Cardin, welche explizit nur für die „High Society“ gefertigt wurden und heute begehrte Sammlerbrillen sind.

Hin und wieder ist auch in unserem Sortiment eine solche „Haute Couture“ Brille zu kaufen Allerdings wird es immer schwieriger, eine original 60er Jahre Designersonnenbrille in einem ungetragenen Top-Zustand zu finden, denn inzwischen sind diese Vintagebrillen schon mindestens 50 Jahre alt.

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