Casanova: Ausgefallene 80er Designbrillen


Die Casanova Brillen eroberten den Optiker-Markt quasi über Nacht. Anfang der 80er gab es plötzlich Brillenmodelle, die eher Kunstobjekte waren als Lesehilfen.
Eine italienische Brillenmanufaktur aus Venedig entwarf Brillengestelle, die sich an der Ausgelassenheit und Lebensfreude des venezianischen Karnevals orientierten. Entsprechend originell und farbenfroh waren die Fassungen, welche nach dem italienischen Schriftsteller und Abenteurer Giacomo Casanova benannt wurden. So gab es beispielsweise eine Casanova Brille mit einer kleinen Narrenmütze oder eine Casanova „Paradies Brille“, in welche die Symbole des Paradieses (Schlange, Apfel und Feigenblatt) eingearbeitet waren.
Diese phantasievollen vintage Brillen waren echte Kunstobjekte und avancierten schnell zu Sammlerstücken. Der Sammlerstatus wurde noch dadurch verstärkt, dass ein Casanova vintage Brillen-Modell nur in einer sehr limitierten Stückzahl produziert wurde.
Die Modelle der Casanova Arché Serie waren auf 300 Stück weltweit limitiert. Jede Brille hatte eine Seriennummer und ein dazugehöriges Zertifikat. Arché (altgriech. für „Anfang oder Ursprung“) steht in der antiken Philosophie für den Grund und das Prinzip des Seienden. Dieser kultivierte Ansatz war der Anspruch der Casanova Arché Brillenkollektion.
Neben der Arché gab es eine weitere höchst anspruchsvolle Brillen-Serie von Casanova: Simbolismo. Das Design der Simbolismo-Casanova Brillen nahm Bezug auf das simbolistische Manifest. Die wesentliche Eigenschaft der symbolistischen Kunst besteht nämlich darin, eine Idee niemals begrifflich zu fixieren. So scheinen die Casanova Simbolismo Modelle auch ständig in Bewegung zu sein.
Das Modell „Orientierung“ ist mit den vier Himmelsrichtungen versehen, das Modell „Evolution“ zeigt eine Figur, die eine Treppe erklimmt und das Modell „Stillstand der Zeit“ symbolisiert einen Menschen, des vergebens versucht, die Zeit anzuhalten. Auch diese Fassungen sind alle nummeriert und mit einem Echtheitszertifikat versehen.
Mit ähnlicher Heiterkeit, Unbeschwertheit und Maßlosigkeit wie zur Hochzeit des venezianischen Karnevals, schienen auch die Künstler der Casanova-Brillen ans Werk zu gehen, denn der intellektuelle Anspruch in Kombination mit Luxus-Attributen (einige Casanova Brillen war 24kt vergoldet) ließ sich wirtschaftlich nicht abbilden. So waren die alten Casanova Brillen vom Optiker-Markt genauso schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren.
Zurückgeblieben sind einzigartige Kunstbrillen, die inzwischen einen hohen Sammlerwert besitzen.